Über Mich

Farbfelder

Textauszug einer Vernissage von Annette. E. Schneider, Modedesignerin von Paletot und Lehrbeauftragte der Universität Osnabrück.

Annette Piwowarski lebt und arbeitet in Osnabrück. Sie hat Kunst und Germanistik studiert und eine Ausbildung zur Gestalt- und Kunsttherapeutin absolviert.

Seit den 80-er Jahren hat sie im Bereich Malerei an zahlreichen Workshops, in der Kunstakademie Bad Reichenhall und der Kunstfabrik Hannover bei Alexander Jeanmaire, von dem sie sagt, dass er sie stark geprägt habe, teilgenommen. In den 90-ern besuchte sie regelmäßig Workshops bei Prof. Hartmut Girke in Osnabrück. Zahlreiche Studienaufenthalte auch zur Steinbildhauerei in Italien (Carrara) und in Osnabrück bei Bernd Hildenbrand, Frank Gillich und später zur Holzbildhauerei bei Mathias Kadolph in Hamburg prägten die 90er Jahre. In den letzten Jahren widmet sie sich ausschließlich der Malerei.

In den 90iger begann sie ihre Ausstellungstätigkeit(Gruppen –und Einzel) von Heidelberg, Azzano/Italien, Genf, Dersau in Schleswig-Holstein, Hannover, Westerstede, Westerkappeln, um nur einige Orte zu nennen. Sie stellt nicht nur in Galerien aus, wie die Architektengalerie Kellermann, Kollwitz und Riedel, Kunstgenuss oder in Museen z.B. Villa Stahmer, G.M.-Hütte, Frauenmuseum Bonn sowie in zahlreichen Kunstvereinen wie den Kulturspeicher Dörenthe, sondern auch in ausgewählten Galerie Hotels oder Restaurants. Auch mischt sich schon mal die Teilnahme an Wettbewerben darunter: „work and women- Meilensteine der Frauenarbeit“ und „Katharina von Bora“ zum Lutherjahr im Frauenmuseum Bonn sowie „Lichtblicke“ in der Villa Stahmer.

Die Bilder von Annette Piwowarski bewegen sich auf verschiedensten Bedeutungsebenen- Bilder der Stille, der Einkehr, der Begegnung , Begegnung mit Farbe, Form, Farbkontrasten wie hell-dunkel, vielfarbig –weiß, etc. Farbflächen, die sich anzuschmiegen scheinen oder sich abgrenzen wollen, sich jedoch bei näherer Betrachtung immer wieder verbinden.

A. Piwowarski malt Schicht für Schicht und gelangt vom kreativen Chaos zur spannungsreichen Komposition, mit häufig kaum entschlüsselbaren Schriftzeichen. Sie schafft Bilder mit Tiefe, Raum und Dichte, indem sie schichtet und verdichtet, überklebt, übermalt. Acrylfarben, Tusche, Kreide, Sand, Papier, Pigmente sind unter anderem die Materialien, mit denen sie ihre Visionen und Stimmungen auf die Leinwand bringt. Die Schriftzeichen sind ein wichtiges Element in ihren Bildern. Manchmal ganze Sätze oder Teile davon- immer Botschaften- oft nicht lesbar, manchmal vom Pinselstrichen übermalt manchmal eingeritzt in die Schichten, auf den Sand geschrieben.

Die Bilder wollen gelesen werden, Schicht um Schicht, man muss in sie hineinkriechen, sich mit dem Blick durch diese Schichten bis in die tiefsten Tiefen hineinbegeben. Sie selber sagt:  „Die Leinwand führt mich über das, was mir nicht gefällt zu dem, was mir gefällt, indem ich übermale, überklebe, schichte und verdichte. So vergehen Bilder schon im Entstehen.“

Was A. Piwowarskis Farbfeldschichtungen, meiner ganz persönlichen Wahrnehmung nach unverwechselbar  und einzigartig macht, sind drei Aspekte:

Der eine ist das „Fenster“ oder besser „ Fensterblick“ – mal groß im Zentrum, mal klein irgendwo im Bild. Sie entstehen durch die aufeinandertreffenden Farbflächen, Situationen, die an Rahmungen oder Einblicke erinnern.

Der zweite Aspekt ist der Gebrauch der Farbe „weiß“, unverkennbar ist bei aller Farbigkeit, der sie sich bedient  von zarten Farbschichten bis zu dunkelkräftigen-  aber immer diffus- das weiß dominierend. Es ist das „wie“,  wie sie es einsetzt. Normalerweise beginnen alle in der Malerei mit weiß, die weiße Leinwand, auf der das Eigentliche passiert. A. Piwowarski hört mit weiß auf.  Die oberste zarte Schicht, die nicht wirklich abdeckt, sondern durchschimmern lässt , manchmal sich öffnet oder weggerakelt, aufgeplatzt erscheint oder nur partiell vorhanden ist, ist häufig weiß.

Wichtig sind ihr, als dritten Aspekt,  auch die „Begegnungsbrücken“, die sich als Farbstreifen und Farbflächen querliegend mit den Farbflächen zu verbinden scheinen.

 

 

Farbfelder werden zur Bühne – ausgestellt in der Galerie Kollwitz und Riedel –

Textauszug von Tom Bullmann, NOZ, 15.10.2016

Vögel segeln durch die Luft, Lichtgestalten schweben im Raum, ein roter Stier jagt durch ein Triptychon und eine Hochhauskulisse begrenzt den Horizont.

All das kann man in den Bildern von A. Piwowarski entdecken. Und doch sind ihre Bilder abstrakt.

„Es ist Zufall , wenn sich etwas Gegenständliches aus meinen Bildern herauskristallisiert“, sagt die Künstlerin.

Seit 30 Jahren malt sie diese undefinierbaren Bilder, die bei jedem Betrachter Assoziationen auslösen, die die Fantasie anregen, und bei denen es sich lohnt, sie nicht nur aus der Nähe zu betrachten, sondern auch einmal einen distanzierten Blick zu wagen. Die Nahsicht offenbart lasierende Malerei mit bis zu 30 einzelnen Farbschichten in Mischtechnik.  Acryl, Ölkreide, Tusche, Sand und  Papier verarbeitet A. Piwowarski. So entstehen Farbfelder in denen dann oft etwas passiert: Sie werden plastisch zum Schauplatz eines Geschehens. So drapiert die Künstlerin schon einmal das Wort „Liebe“ in japanischer Schrift, oder sie lässt einen feinen „Seelenfaden“ seine Wirkung entfalten.